Unterwegs auf dem Münchner Jakobsweg

Auch im Schuljahr 2021/22 startete das Wahlfach Jakobsweg. Dieses Mal sogar in Kooperation mit der Mittelschule Niederviehbach, um die Gemeinschaft unter den beiden örtlichen Schulen zu fördern und zu stärken. Während des Schuljahres wurden religiöse und geschichtliche Hintergründe erarbeitet sowie psychologische Themen wie Achtsamkeit und Motivation ergründet. Weitere theoretische Themen waren Streckenführung für den eigenen Weg und die eigene optimale Ausrüstung.

Letzterer Aspekt wurde freundlicherweise tatkräftig vom Sportgeschäft Schwinghammer in Reisbach unterstützt. Auch die Praxis kam während des Schuljahres nicht zu kurz. Unterschiedlich lange Wanderungen wechselten sich mit den Theorieeinheiten ab. Es gab Nachmittagswanderungen, eine weihnachtliche Schnitzeljagd mit Überraschung und schließlich als Testwanderung für das Highlight des Schuljahres, die Wanderung von Hüttenkofen nach Landshut (ca. 27 km) auf dem Landshuter Höhenwanderweg.

Auch reisten die Schüler eines frühen Samstagmorgens im Mai extra zu einer Pilgersegnung zum Angerkloster der Armen Schulschwestern nach München. Hier erhielten die Pilger ihren Pilgerausweis für die Wanderung auf dem Jakobsweg. Gut vorbereitet startete die Schülergruppe bestehend aus fünf Schülern (Felicitas Klimm, Leonie Däullary, Niklas Huber, Florian Scheugenpflug und Lily Wegner) der Mittelschule und Realschule Niederviehbach mit der betreuenden Lehrkraft Agnes Heller am Mittwoch, den 29. Juni 22, ihren Jakobsweg von München nach Rottenbuch. In vier Tagen werden sie ca. 130 km meistern. Am Bahnhof in Dingolfing verabschiedeten sich die Schüler von ihren Eltern und bestiegen den Zug nach München. In Wörth kam die jüngste Teilnehmerin Felicitas noch dazu. In München angekommen, machte sich die Pilgergruppe auf den Weg zum Startpunkt, das Angerkloster. Dann begann das große Abenteuer mit der ersten Etappe an der Isar entlang bis zum Kloster Schäftlarn. Manch einer merkte bereits jetzt den schweren Rucksack und die Frage des „Warum mache ich das wirklich?“. Die Antwort darauf: neue Lebenserfahrungen sammeln, die Gemeinschaft stärken, Neues erleben und ausprobieren, einfach wandern und sich selbst kennenlernen. Am zweiten Tag ging es nach dem Frühstück im Klosterstüberl Schäftlarn gestärkt zum Kloster Andechs. Es sollte eine sehr anstrengende Etappe werden; über 30 Grad und mehr als 30 Kilometer. Die Erfahrung des Tages hieß: es stimmt nicht alles, was in Büchern geschrieben steht. Im Buch waren „nur“ 26 Kilometer angegeben. Aber ein weiterer Stempel im Pilgerausweis und eine Erfrischung im Bräustüberl Andechs ließ alles vergessen. Außerdem konnte Frau Heller ein „privates“ Bus-Taxi ordern, was die Stimmung enorm anhob. Die Kilometerzahl wäre sonst noch weiter nach oben gegangen. Glücklich und zufrieden konnten die jungen Pilger am Abend im Schullandheim Wartaweil am Ammersee ihre Betten beziehen. Der nächste Tag versprach einen Wetterumschwung mit kühleren Temperaturen. Noch mit müden Beinen erreichte die Gruppe am frühen Morgen die Schiffanlegestelle in Herrsching. Doch schlagartig erwachten alle als ein Sturm aufzog. Das Schiff benötigte zwei Anlegeversuche und pitschnass konnten die Teilnehmer aufs Schiff, um von Herrsching nach Dießen überzusetzen. Schnell wurde ein Café zum Aufwärmen gesucht, um nach einer kurzen Pause schließlich das Marienmünster von Dießen zu besichtigen. Im Lauf des Tages wurde die Pilgergruppe von weiteren Schauern verschont und man glaubte sich schon trocken in Wessobrunn angekommen. Jedoch weit gefehlt. Ein weiterer Regenschauer kratzte an der Motivation. Doch mit großer positiver Stimmung und Gesangseinlagen erreichten die fünf Schüler mit ihrer Lehrkraft den „Grauen Herzog“ in Wessobrunn, ein romanischer Glockenturm des ehemaligen Münsters. Ein absolutes Highlight war schließlich die hiesige Pilgerherberge der Familie Thiel. Mit großer Herzlichkeit und Wärme nahmen Gerhard und Johanna Thiel die Gruppe auf, sodass alle am liebsten dort geblieben wären. Am nächsten Tag sollte jedoch das Ziel der Wanderung, nämlich Rottenbuch erreicht werden und so machte sich die Pilgerschar frisch gestärkt mit dem allerbesten Frühstück auf den Weg. Dieser führte zunächst auf den Hohen Peißenberg, nicht einmal 1 000 m hoch, aber die Aussicht vom geographischen Mittelpunkt des Pfaffenwinkels ist phänomenal. Während der Mittagspause konnte die Gruppe diese bei bestem Wetter genießen und so wurde die letzte Etappe mit Abstieg vom Hohen Peißenberg und Ammerschlucht in Angriff genommen. Müde und mit vielen Eindrücken wurde Rottenbuch erreicht.

Was wurde von diesen vier Tagen mitgenommen?
Zum Leben braucht man eigentlich sehr wenig, wir haben sehr viel Luxus. Vieles ist für uns selbstverständlich, was nicht unbedingt auch selbstverständlich ist (z.B. privates Bus-Taxi durch den Mann von Frau Heller vom Kloster Andechs zum Schullandheim Wartaweil). Neue Freunde ganz woanders gefunden zu haben – über Alters-, Klassenstufen und Schulart hinaus, ist ebenfalls eine Bereicherung!

Im September 2022 soll es auf den Jakobsweg 2.0 bis nach Lindau am Bodensee gehen!